Zugegeben, der Titel klingt etwas provokant, jedoch wollte ich schon 2014 meinen Buchtitel so benennen, bevor ich mich dann doch für „Diabetes Ade – das Ende der Zuckerkrankheit“ entschieden habe.
Der Hintergrund zu dieser Idee hat übrigens heute noch seine Gültigkeit. Ich bin der Überzeugung, dass man noch immer aus mindestens 70-80 Prozent der „westlichen“ Bevölkerung – sagen wir mal ab Mitte 40zig – einen Diabetiker Typ-2 „generieren“ kann. In den letzten 10 Jahren hat sich nämlich erschreckenderweise weder präventionstechnisch noch in der Behandlung der Zuckerkrankheit viel verändert. Warum wohl? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Doch zurück zu meinem Gedankenexperiment. Wie würde ich das wohl (imaginär) bewerkstelligen, was wäre zu tun, um aus einem gesunden Menschen einen Zuckerkranken zu machen?
Ernährung
Also zu Allererst empfehle ich die Ernährung folgendermaßen auszurichten: Möglichst viel verarbeitete, gut verpackte Nahrungsmittel mit langem Haltbarkeitsdatum verzehren – gerne auf Vorrat einkaufen, damit immer etwas in Griffweite ist. Bitte dabei darauf achten, dass die Zutatenliste der erworbenen Produkte möglichst umfangreich ist und man zumindest die Hälfte der angeführten Inhaltsstoffe weder kennt noch aussprechen kann. Vorteilhaft wäre, wenn der Kohlenhydratanteil sehr hoch ist und der darin enthaltene Zuckeranteil weit über 25g/100g. Überhaupt sollte der Anteil der täglichen Ernährung hauptsächlich aus rasch verfügbaren Kohlenhydraten bestehen, je mehr Weißmehl, Reis, Pasta Produkte und Kartoffel (bevorzugt Kartoffelpüree) und selbstverständlich Zucker, desto besser. Besonders geeignet sind auch alle Formen von Limonade, Fruchtsäfte und Smoothies mit hohem Fruchtanteil, sowie Cerealien und Plundergebäck wie Topfengolatsche & Co.; Die Liste lässt sich beliebig lange fortführen, würde aber den Umfang dieses Artikels bei Weitem sprengen. Doch der gut sortierte Lebensmittelhandel lässt Sie hier nicht im Stich, Sie können kaum etwas falsch machen. Letzter diesbezüglicher Tipp: Möglichst viel Bier trinken, am Abend eignen sich auch Cocktails sehr gut auf dem Weg zum Diabetikerprofi. Die gut sortierte Naschlade muss ich ja nicht extra erwähnen, nicht wahr?
Bewegung
Im wahrsten Sinne des Wortes ist ein weiterer wesentlicher Schritt in Richtung Diabetikerkarriere, den Alltag möglichst bewegungsarm zu halten. Nahezu perfekt wäre es, wenn man den Großteil des Tages sitzend verbringt und möglichst keine Bewegungspausen dazwischen hält. Ganz egal ob während der Arbeit im Büro, in diversen Beförderungsmitteln oder daheim auf der Couch. Einfach sitzen bleiben, so lange wie möglich. Ergänzend wäre hierbei zu erwähnen, bitte keinesfalls sportliche Aktivitäten auszuüben. Weder Kraftübungen im Fitnesscenter, noch Ausdauersportarten wie Laufen oder Radfahren – lassen Sie es einfach sein, man könnte sich nur unnötig verletzen dabei.
Die nächsten Bausteine auf dem Weg zum Erfolg sind schlechter oder unzureichend langer Schlaf und möglichst langanhaltender, negativer Stress, auch Distress genannt.
Schlaf
Schlechter Schlaf hat gleich einen doppelten Vorteil. Neben den bekannten gesundheitlichen Vorteilen, wie beispielsweise ein bis zu 30 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall, haben speziell Diabetiker mit Übergewicht oft schlafbezogene Atemstörungen, sogenannte Schlaf-Apnoe. Da fühlt man sich dann am nächsten Morgen ganz hervorragend und fit für den Tag, und so gar nicht unausgeschlafen und ausgelaugt…
Stress
Dem Stress gebührt regelrecht ein Ehrenplatz in unserer Aufzählung der „Best of“. Denn Stress erhöht nicht nur den Blutzuckerspiegel und verschlechtert eine bereits bestehende Diabetes-Erkrankung, sondern zählt auch zu den verlässlichsten Auslösern der Zuckerkrankheit überhaupt. Das hängt primär mit den Stresshormonen Noradrenalin und Cortisol zusammen, die beiden lassen unseren Blutzucker in lichte Höhen steigen, vielen Dank dafür.
Nun haben wir also ein wirklich zuverlässiges Quartett auf uns einwirken lassen, die 4 „diabolischen Reiter“ lassen uns nur selten im Stich, auf dem Weg zu den erfreulichen Spätfolgen der Zuckerkrankheit. Die feinen Nebenwirkungen von Diabetes sind Ihnen nicht so geläufig? Also diese wären dann…
Spätfolgen
Herzinfarkt – Schlaganfall – Chronische Niereninsuffizienz – Arterielle Verschlusskrankheit – Bluthochdruck – Diabetische Neuropathie – Retinopathien (Schäden am Auge) – Gangrän (Abgestorbene Stellen am Fuß) und noch ein paar weitere Annehmlichkeiten
Und denjenigen ins Lehrbuch geschrieben, die der Meinung sind, dass gerade ihnen so etwas nicht passieren kann: Die viel zitierte Genetik ist zu höchstens 20-30 Prozent dafür verantwortlich, ob jemand Diabetes Typ-2 bekommt oder nicht. Eher sogar weniger, denn viel entscheidender ist die sogenannte Epigenetik. Was genau das ist, kann man hier nachlesen, ich habe dazu einen interessanten Artikel geschrieben: Im Wesentlichen geht es hier um die Einflüsse der Umwelt und unseren Lebenswandel, welche entscheidende Bedeutung in Bezug auf unsere Gesundheit haben. Mit anderen Worten: Zu 70 bis 80 Prozent haben wir es selbst in der Hand, ob wir gesund bleiben, oder eben krank werden und frühzeitig von der Bühne des Lebens abtreten müssen.
Daher mein Credo: STAYING ALIVE