Der weltweite Anstieg von Fettleibigkeit und Folgeerkrankungen wie Diabetes nimmt vor allem in den Industrienationen weiterhin dramatische Ausmaße an, und scheint trotz Bemühungen staatlicher Gesundheitsapparate nicht zu stoppen.
Über 800.000 ÖsterreicherInnen sind zu dick, 41% (!!!) leiden an Übergewicht und 10% davon sind bereits krankhaft übergewichtig. Laut internationaler Statistik belegen wir den wenig rühmlichen Platz 6 der fettesten Nationen!
Am alarmierendsten ist jedoch die Tatsache, dass diese Entwicklung auch vor unseren Kindern nicht Halt macht, ganz im Gegenteil: Jedes 5. Kind in Österreich ist bereits übergewichtig, Adipositas bei Kindern explodiert förmlich in unseren Breitenkreisen! Experten sehen eine häufige Ursache dafür in der Fehlernährung, die bereits im Babyalter stattfindet.
Die geschätzte Prävalenz (= Kennzahl für die Krankheitshäufigkeit in der Population) von Diabetes bei Personen zwischen 20 und 79-jährigen liegt in Österreich bei 9%, im Alter von 61 bis 70 Jahren sind bereits 20% der österreichischen Männer an Diabetes erkrankt – Tendenz weiterhin steigend!
Doch woran liegt es, dass sich trotz stetig wachsender Anzahl sportbegeisterter Menschen jeder Altersklasse, weder das Fortschreiten der Fettleibigkeit, noch die Anzahl der Diabetesneuerkrankungen eindämmen lassen?
Sport boomt, eine ganze Industrie profitiert davon – trotz der vielen, zweifelsfrei positiven Aspekte, die Sport mit sich bringt, dürfe er doch nicht das Allheilmittel sein, als das man ihn uns verkauft.
Bitte nicht falsch verstehen, der Autor dieser Zeilen ist selbst begeisterter Freizeitsportler und weiß um die tollen Effekte, die man mit Sport erreichen kann, dennoch: Nur mit Sport bringt man weder Übergewicht, noch Diabetes in den Griff! Und dieser Tatsache sollten sich endlich auch die diversen „Opinionleader“ in der Politik, den Gesundheitsinstitutionen und auch in den Medien bewusst werden: à Sport alleine ist zu wenig!
Der primäre Grund, neben Bewegungsmangel, ist eine völlig aus dem Lot geratene Art der Ernährung, die uns immer dicker und kränker macht. Ob es nun die denaturierten Fertiggerichte der Industrie-Multis a´ la Nestle & Co sind, oder die ausufernde Kultur des „Fastfood Futterns“. Neben künstlichen Aromen, Geschmacksverstärkern, Zusatz- und Farbstoffen, Füllstoffen, Verdickungsmittel und Glutamaten haben sie vor allem von folgenden drei verzichtbaren Substanzen viel zu viel: Zucker, industrielle Fruktose und Weißmehl (Weizen). Während künstlich hergestellte Fruktose in erster Linie schädlich für die Leber ist, sorgen zu viel Zucker und Weizenkonsum für einen gestörten Stoffwechsel in unserem Körper. Und das liegt in erste Linie daran, dass Haushaltszucker und die meisten Weißmehlprodukte primär aus isolierten Kohlenhydraten bestehen. Diese sind völlig überflüssige, sogenannte „leere“, Kalorien, die uns lebensnotwendige Nährstoffe vorenthalten.
Doch dessen nicht genug, „provozieren“ „Vitaminräuber“ wie Zucker bei Verzehr auch noch eine übermäßige Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse.
So beginnt möglicherweise eine ungewollte Reise in Richtung Übergewicht, Diabetes Typ-2 und weiterer Stoffwechselerkrankungen…
- Um die teilweise komplizierten Stoffwechselvorgänge zu verstehen, ist es vonnöten, die Rolle des Insulins zu durchleuchten:
Jedes Mal, wenn wir Nahrung aufnehmen, kommt es zu einer Verstoffwechslung, im Zuge derer die aufgenommene Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette, in Glukose (Traubenzucker), Aminosäuren und Fettsäuren umgewandelt werden. Es sind dabei jedoch in erster Linie die Kohlenhydrate, deren Verzehr einen vergleichsweise rasanten Anstieg des Blutzuckers nach sich zieht. Um diesen auszugleichen, muss die Bauchspeicheldrüse ein lebensnotwendiges Hormon bereitstellen, das unmittelbar nach dessen Ausschüttung die Aufgabe hat, den Glukosespiegel im Blut wieder zu senken – das INSULIN.
Vereinfacht ausgedrückt kann man festhalten: Die Kohlenhydratstruktur eines Lebensmittels beeinflusst den Blutzuckeranstieg und somit auch die Insulinausschüttung. Als Information und Hilfestellung wurden für Lebensmittel Maßzahlen entwickelt, die uns als Orientierungshilfe dienen sollen. Diese sind im sogenannten Glykämischen Index (GI) zusammengefasst und geben in tabellarischer Form darüber Auskunft, wie stark der Blutzucker nach Verzehr eines bestimmten Nahrungsmittels ansteigt. Als Richtparameter dient dabei der Traubenzucker (Glukose) mit einem GI von 100. Lebensmittel mit einem niedrigen GI lassen den Blutzucker weniger ansteigen als solche mit einem höheren GI – und belasten langfristig gesehen daher die Bauchspeicheldrüse weniger, da diese weniger Insulin ausschütten muss. Der GI von Zucker und Weißmehl beträgt in etwa 70, der eines Apfels 35 und der von dunkler Schokolade nur 22. Eine noch exaktere Kennzahl ist übrigens die Glykämische Last, die auch noch Aufschluss darüber gibt, WIEVIEL (Menge) eines Lebensmittels man zu sich nehmen muss, um auf den Kohlenhydratanteil des jeweiligen Produktes zu kommen. Mehr darüber gibt es auf www.diabetesade.com nachzulesen.
Wir wissen nun, dass Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index, wie eben Zucker und Weißmehlprodukte, eine stärkere Insulinausschüttung nach sich ziehen. Wenn wir diese kohlenhydratreichen Produkte häufig essen, bedeutet das, dass unsere Bauchspeicheldrüse auf „Hochtouren“ arbeiten muss, um den Glukosespiegel im Blut mit ausreichend Insulin auszugleichen. Wenn in Folge dessen auch ständig zu viel Zucker im Blut ist, werden die Zellen mit der Zeit immer unempfindlicher gegenüber dem Botenstoff Insulin. Man spricht ab jetzt von einer Insulinresistenz, dem Hauptproblem der Zuckerkrankheit Diabetes Typ-2.
Der Zusammenhang von Übergewicht und Diabetes Typ-2 ist letztlich auch darin zu finden, dass fettleibige Menschen meist einen übermäßig hohen Insulinspiegel haben. Sowohl die insulinproduzierenden Zellen (=Betazellen) wie auch die Fettzellen sind bei diesen Menschen vergrößert, ein ständig erhöhter Insulinspiegel im Blut ist die Folge. Wenn nun nach einiger Zeit die Zellen(türen) immer resistenter gegen das eigene Insulin werden, kommt konsequenterweise auch immer weniger Zucker (=Glukose=benötigte Energie) in die Zelle. Dieser Umstand provoziert die Bauchspeicheldrüse, noch mehr Insulin zu produzieren, um die Zelle zu „zwingen“, den Zucker aufzunehmen. Ein unheilvoller Kreislauf beginnt, der letzten Endes bis zur völligen Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse führen kann, die ab jetzt kein eigenes Insulin mehr produziert. Ab diesem Zeitpunkt muss der Diabetiker Kunstinsulin zuführen, und ob dieses Ziel erstrebenswert ist, muss wohl jeder selbst für sich entscheiden.
Auf jeden Fall sollte Interessierten und Betroffenen bewusst sein, dass zum Zeitpunkt der Diagnose Diabetes Typ-2 meist noch ein sogenannter „relativer Insulinüberschuss“ vorhanden ist und die Bauchspeicheldrüse mit großer Wahrscheinlichkeit noch ausreichend Insulin produziert. Wer zu diesem Zeitpunkt seine Ernährung auf eine kohlenhydratreduzierte Kost umstellt und sich vielleicht dazu auch noch ein wenig sportlich betätigt, hat allerbeste Chancen, seine Krankheit ohne Medikamente zu bewältigen. Und zwar, entgegen der landläufigen Meinung so mancher „Diabetesspezialisten“, ohne Fortschreiten der Zuckerkrankheit!
Übrigens: Erinnern Sie sich noch an den letztjährigen „Tag des Sports“ in Wien? Als das Sportministerium Coca Cola als Sponsor einlud? Wussten Sie, dass Coca Cola der weltgrößte Verbraucher von raffiniertem Zucker ist? Ist Cola trinken wohl sportlich?
Derweil hält, laut der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, McDonalds in den Schulen unserer deutschen Nachbarn Vorträge über gesunde Ernährung. Ob sich so in absehbarer Zeit an der Ausbreitung von Fettleibigkeit und Diabetes etwas ändern wird? Wohl kaum…