Einleitung
Für viele Menschen mit Diabetes Typ- ist Übergewicht nicht nur eine Begleiterscheinung, sondern auch ein ursächlicher Risikofaktor. Umgekehrt wird das Abnehmen zu einer entscheidenden Stellschraube für eine bessere Blutzuckerkontrolle und langfristige Gesundheit. Doch gerade Diabetiker, die Insulin spritzen, berichten oft von einem paradoxen Problem: Trotz Diät und Bewegung fällt das Abnehmen schwerer – und manchmal nehmen sie sogar weiter zu. Warum ist das so?
Insulin – das Speicherhormon
Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das den Blutzucker in die Zellen schleust, wo er als Energie genutzt oder gespeichert wird – entweder in Form von Glykogen in Leber und Muskeln oder als Fett im Fettgewebe. Dieses Prinzip hilft kurzfristig beim Überleben, wirkt sich aber langfristig bei chronisch erhöhtem Insulin negativ auf das Körpergewicht aus.
Wenn Diabetiker Insulin spritzen, steigt der Insulinspiegel im Blut künstlich an – unabhängig davon, wie hoch der Blutzuckerspiegel ist. Insulin wirkt dabei anabol, also aufbauend, und hemmt gleichzeitig den Fettabbau (Lipolyse). Mit anderen Worten: Der Körper wird auf „Speichern“ programmiert, nicht auf „Fett verbrennen“.
Die Blockade des Fettabbaus
Ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel blockiert den natürlichen Zugang zu den Fettreserven. Selbst bei Kaloriendefizit wird Fett nicht effizient verbrannt, solange Insulin hoch ist. Das erschwert nicht nur die Gewichtsabnahme, sondern führt oft zu Heißhungerattacken und Energielosigkeit – weil der Körper paradoxerweise trotz vorhandener Fettreserven „Energiehunger“ signalisiert.
Der Teufelskreis: Mehr Insulin, mehr Gewicht, mehr Insulin
Viele Typ-2-Diabetiker benötigen mit fortschreitender Krankheitsdauer immer höhere Insulindosen, weil die Zellen zunehmend insulinresistent werden. Höhere Insulindosen führen wiederum zu mehr Gewichtszunahme, was die Insulinresistenz weiter verstärkt – ein biologischer Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.
Gewichtszunahme trotz Kaloriendefizit – ein hormonelles Problem
Viele Betroffene erleben Frustration: Sie essen bewusst weniger, bewegen sich mehr – und dennoch tut sich auf der Waage nichts. Das liegt nicht zwangsläufig an mangelnder Disziplin, sondern an einem hormonellen Ungleichgewicht. Solange der Insulinspiegel dauerhaft erhöht ist, steht der Körper nicht auf „Abbau“ – sondern auf „Energiespeicherung“.
Was kann helfen?
Einige Strategien, die beim Abnehmen trotz Insulintherapie unterstützen können:
- Ernährung mit niedrigem glykämischen Index: Weniger Blutzuckerspitzen bedeuten weniger Insulinbedarf. Besonders hilfreich sind Low-Carb- oder moderat kohlenhydratreduzierte, ballaststoffreiche Ernährungsformen.
- Bewegung und Muskelaufbau: Muskelzellen sind besonders insulinempfindlich und helfen, Glukose ohne Insulin besser zu verwerten.
- Zeitlich abgestimmtes Essen (z. B. Intervallfasten): Hilft, Phasen niedriger Insulinspiegel zu ermöglichen, in denen Fett abgebaut werden kann.
Die Dauer, bis du sichtbare Ergebnisse siehst, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dein Ausgangspunkt, deine Disziplin und dein Stoffwechsel. Generell gilt:
- Kurzfristige Veränderungen: Erste Verbesserungen in der Insulinempfindlichkeit und Energielevel können bereits nach wenigen Wochen spürbar sein.
- Messbare Fettverbrennung: Eine gesunde Gewichtsabnahme liegt bei 0,5 bis 1 kg pro Woche
Fazit
Insulin kann Leben retten – aber es kann auch das Abnehmen erschweren. Wer Insulin spritzt, kämpft häufig nicht gegen den eigenen Willen, sondern gegen ein hormonelles System, das auf Energieeinsparung und Fettspeicherung programmiert ist. Der Schlüssel liegt in einer gezielten Umstellung von Ernährung, Bewegung und gegebenenfalls auch Medikation – mit dem Ziel, den Insulinbedarf zu senken, ohne die Blutzuckerkontrolle zu gefährden.