Mit mäßiger Begeisterung habe ich vor geraumer Zeit das FreeStyle Libre System der Firma Abbott getestet. Außer durch eine ordentliche Portion Präpotenz, gepaart mit Ignoranz, ist mir dieses Unternehmen hauptsächlich dadurch in Erinnerung geblieben, dass die mit ihrem CGM* System ermittelten Werte erheblich von den parallel mit meinem Roche Blutzuckermessgerät gemessenen Werten auseinanderklafften. Meine diesbezüglich übermittelten Anmerkungen an Abbott blieben unbeantwortet – war wohl nicht die Art Reaktion, die man sich erhofft hatte. Doch nun zu meinen Erfahrungen mit dem Dexcom G7 System, ich war selbst ganz gespannt…
Tag 1
Das Anbringen des Sensors an meinem Oberarm war denkbar einfach, ebenso die Onlineregistrierung, das Installieren der App und die Verbindung zum Gerät. Gibt’s nichts zu meckern. Auch der Support dürfte gut funktionieren, ich wurde von einem unaufdringlichen, freundlichen Mitarbeiter kontaktiert, der mir bei Bedarf seine Unterstützung zugesichert hat. Ach ja, bevor ich es vergesse, der 14tägige Testzeitraum ist kostenlos.
Mit den Blutzuckerwerten des ersten Tages bin ich weniger zufrieden, ich habe viel höhere Werte als gewohnt. Ich erinnere mich daran, dieses Phänomen auch schon beim FreeStyle Libre System beobachtet zu haben und schwanke in meinem „warum wohl Überlegungen“ zwischen einer erhöhten Stressreaktion und der Tatsache, dass ich einen Fremdkörper in mich gepikst habe – vielleicht auch beides gemeinsam. Die Glucose-Werte stimmen leider auch nicht wirklich mit meinen erneut mittels Roche BZ-Gerät parallel gemessenen Werten überein. Wir werden sehen wie es weitergeht…
Tag 2
Der zweite Testtag startet mit der Erkenntnis, dass meine Blutzuckerwerte im Vergleich zu meinen üblichen Messungen viel zu hoch sind, allerdings könnte das zusätzlich der Tatsache geschuldet sein, dass ich seit ein paar Tagen meinem üblichen Granola-Frühstück auch Bienen-/Blütenpollen zugebe. Das mag zwar sehr gesund sein, aufgrund des hohen Kohlenhydrat- & Zuckergehalts jedoch der Blutzuckerentwicklung wenig zuträglich. Ich werde diese neue Zutat morgen früh mal weglassen, dann werden wir sehen.
Außerdem hat sich meine gestrige Euphorie ein wenig eingebremst, denn die Mess-Ergebnisse des Dexcom G7 Geräts klaffen weiterhin von meinen „Gegencheck-Messungen“ gewaltig auseinander. Aber zumindest relativ konsistent immer nur in eine Richtung, nämlich nach oben. Der Dexcom zeigt durchschnittlich zwischen 10mg/dl und 25mg/dl höhere Blutzuckerwerte an, als es mit dem herkömmlichen Messgerät ermittelt wurde. Deshalb würde ich jedem User auch raten, die Werte nicht als „gegeben“ anzunehmen, sondern so wie ich zu überprüfen, sprich „gegenzuchecken“. Sozusagen eine Anwender-Qualitätskontrolle.
Die dritte Erfahrung des 2. Testtages ist, dass es mir an der Stelle, an welcher der Sensor angebracht ist, immer wieder schmerzt. Und zwar teilweise recht heftig. Gestern musste ich mich schon ziemlich zusammenreißen, dass ich nicht darauf pfeife und den Sensor wieder aus meiner Haut entferne. Wer mich kennt weiß, dass ich ganz und gar nicht wehleidig bin, aber es hat tatsächlich unangenehm geschmerzt. Mal sehen, ob sich diese Tatsache ändert, ansonsten werde ich wohl nicht die ganzen 14 Tage weitermachen…
Tag 3
Tag 3 beginnt damit, dass es keinen Tag 3 mehr geben wird. Ich habe den Sensor letzten Abend entfernt und das Experiment abgebrochen. Warum? Einerseits weil es immer wieder lästig geschmerzt hat und auch die Messwerte zu sehr von den mittels meinem Roche Blutzuckermessgerät selbst ermittelten Werten auseinanderlagen – und anderseits, weil ich ein beunruhigendes Phänomen feststellen musste, welchem ich unbedingt auf die Spur kommen wollte. Ich betone jedoch, dass es sich im Folgenden um eine rein subjektive Beobachtung handelt, trotzdem möchte ich darüber berichten:
Unabhängig davon, dass die Werte des Dexcom Sensors meiner Meinung nach viel zu hohe Messergebnisse liefern, waren meine Blutzuckerwerte generell für „meine Verhältnisse“ viel zu hoch. Ich hatte schon seit vielen Jahren nicht mehr so hohe Werte, obwohl ich keine Änderung meiner Ess- und Lebensgewohnheiten vornahm. Meine Werte waren (auch laut Roche BZ-Gerät) um ca. 30% höher als gewöhnlich. Plötzlich. Und zwar genau an dem Tag als ich mir den Sensor von Dexcom in die Haut einführte.
Mein Verdacht auf den Punkt gebracht: Der Fremdkörper in Form des Dexcom Geräts hat mich, bzw. meinen Bioorganismus so sehr gestört/gestresst, dass ich permanent hohe Blutzuckerwerte hatte. Ob es dabei der immer wieder auftretende Schmerzimpuls war, oder einfach die Tatsache eines Fremdkörpers in mir, weiß ich nicht. Aber ich musste der Sache auf den Grund gehen. Und das tat ich, indem ich nun den 2. Tag nach der Entfernung des Decom Sensors permanent meinen Blutzucker „herkömmlich“ messe und siehe da…die Werte sind wieder in meinem Normbereich. Für mich persönlich ist damit der Beweis erbracht, wer oder was an den erhöhten Werten „schuld“ ist.
Als wissenschaftlich bewiesen gilt übrigens: „Ein Phänomen muss mit Methoden, die derzeitigen Standards genügen, dokumentiert sein“.
Anmerkung
Die mit meinem Roche Blutzuckermessgerät erhobenen Werte sind für mich über jeden Verdacht erhaben, da ich diese jahrelang mit meinen Laborergebnissen quergecheckt habe. Und auch die am 2. Tag erwähnten Bienen-/Blütenpollen waren – wie zuerst vermutet – an den erhöhten Werten nicht „schuld“, ich habe sie wieder zum Frühstück zugegeben, die BZ-Werte bleiben trotzdem in der Norm.
Conclusio
Ich warte auf die nicht invasive Blutzuckermessung, die schon sehr bald auf den Markt kommen wird. Am vielversprechendsten ist hier die sogenannte Spektroskopie, bei der, vereinfacht ausgedrückt, Licht in den Körper eingestrahlt wird, um eine bestimmte Metrik zu messen und dann über ein Absorptionsverhalten letztlich den Glukosewert zu ermitteln. Apple und andere Tech-Giganten arbeiten seit Jahren mit Hochdruck daran.
*CGM = kontinuierliche Glukosemesssysteme