Alle Menschen sind gleich. Oder doch nicht so ganz?
Weiblich oder männlich? Kind oder Erwachsener? Schlank, athletisch oder übergewichtig? Finanziell gutgestellt oder armutsgefährdet? Unter Dauerstress oder überwiegend entspannt? Vorerkrankungen oder kerngesund? Raucher oder Nichtraucher? Alkoholiker oder eher abstinent? Sportlich aktiv oder Couchpotato? Glücklich & zufrieden oder depressiv? Biologisch vollwertige Ernährung oder zumeist Junk-Food? Intaktes Sozialleben oder traurig & einsam?
Die Aufzählung ließe sich beliebig lange fortsetzen, aber für einen ersten Eindruck sollte es reichen. So gleich, wie man es uns immer wieder glauben machen möchte, sind wir bei weitem nicht. Schon bei unserer Geburt stellen sich die ersten Weichen, wenn es um die Frage geht, ob es das Leben gut mit uns meinen wird. Denn es spielt eine große Rolle, wo und wie wir aufwachsen.
Und so ist es bereits seit Längerem bekannt, dass Wohlstand und Lebensdauer miteinander korrelieren, von Krankheiten wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder chronischen Lungenerkrankungen sind Ärmere wesentlich häufiger betroffen, als wohlhabende Menschen. Welche auch im Schnitt um bis zu 9 Jahre älter werden, als vergleichsweise arme Menschen.
Und was meint die Genetik dazu?
Und auch genetisch gesehen sind wir Menschen zwar zu fast 99,7 Prozent gleich, und doch unterscheiden wir uns gewaltig. Der marginal erscheinende Unterschied von 0,3 Prozent ist es jedoch, welcher das Interesse zahlreicher internationaler Wissenschaftler erweckt. Denn exakt in dieser vermeintlich so kleinen Differenz kann man erkennen, wie unterschiedlich jeder Einzelne von uns beispielsweise auf Essen, Sport, Stress oder aber auch verschiedene Medikamente reagiert.
Es ist die Epigenetik, die sich mit all diesen Themen beschäftig und die uns den Weg vorzeigt, in eine zukunftsträchtige – personalisierte – Form der Medizin. Es gibt beispielsweise eben doch nicht DIE EINE perfekte Ernährung für uns alle, denn warum vertragen sonst manche Menschen Milchprodukte ohne jegliche Beschwerden, andere wiederrum entwickeln eine Laktoseintoleranz? Das gleiche gilt für Gluten (Stichwort Zöliakie), für Fructose und weitere Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Die Wissenschaft, die sich mit solchen Phänomenen beschäftigt, nennt man übrigens Nutrigenetik, als Teilfachgebiet der Epigenetik. Es stellt sich immer mehr heraus, welch enormen Einfluss Gene darauf haben, wie wir Menschen Nährstoffe verwerten. Ein simples Beispiel dafür, wie sehr wir Menschen Nahrungs- und Genussmittel unterschiedlich verwerten, ist der Kaffee:
Und wie vertragen Sie Ihren Kaffee?
Sicherlich haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, warum manche Menschen Unmengen an Kaffee vertragen, andere schon nach der 2. Tasse Herzrasen bekommen und Unruhe verspüren. Als verantwortlich dafür ortet man ein bestimmtes Enzym, welches das im Kaffee enthaltene Koffein abbaut. Dieser sogenannte Biokatalysator wirkt bei einigen Menschen genetisch bedingt effizienter. Dadurch verbleibt das Koffein kürzer im Körper und entfaltet weniger lang seine Wirkung. Andere Menschen verarbeiten diesen Prozess hingegen wesentlich langsamer und das Koffein bleibt folglich auch bedeutend länger im Organismus. Dadurch wird während dieser Phase der Ausstoß von Stresshormonen wie Adrenalin und Kortisol erhöht, was wiederum den Blutdruck erhöht und den Herzschlag beschleunigt. Das Risiko für einen Herzinfarkt steigt…
Der beste Arzt ist jener, den man erst gar nicht braucht
Die Zukunft der Medizin liegt aber auch in einem personalisierten Präventionsansatz, weg von der vorherrschenden Fixierung auf einzelne Beschwerden und Symptome. Der US-amerikanische Wissenschaftsautor Michael Specter dazu wortwörtlich: (1) „Die Ära der paternalistischen Medizin, in der die Ärzte alles besser wissen und die Patienten froh darüber sind, sie zu haben, ist beendet.” Und wie der populäre Wissenschaftsjournalist & Bestsellerautor Peter Spork weiter dazu ausführt (2): „Ärzt*innen bekämpfen meist Symptome und Krankheiten, statt sie zu verhindern“.
Persönlich kann ich mich diesen Worten vollinhaltlich anschließen und lebe bereits seit fast 10 Jahren nach dieser Maxime. Schon vor längerer Zeit habe ich mich dazu entschlossen, weitgehend Selbstverantwortung über meinen Gesundheitszustand zu übernehmen, Arztpraxen betrete ich üblicherweise gar keine, da ich sie zum Glück nicht benötige. Da trifft es sich gut, dass sich Zivilisationserkrankungen wie beispielsweise Diabetes Typ-2 in den allermeisten Fällen sehr gut in Eigenregie therapieren lassen. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um Erkrankungen, die in Folge des eigenen Lebensstils auf den Plan gerufen wurden. Und daher auf die gleiche Art und Weise auch wieder „zum Teufel gejagt werden können. Viel besser wäre es natürlich, wenn man es erst gar nicht so weit kommen lässt – und präventiv tätig wird.
Mein Körper, mein Tempel
Persönlich beschäftige ich mich schon lange sehr genau mit meinem Körper und dessen komplexen Stoffwechselvorgängen. Ich achte penibel darauf, welchen „Treibstoff“ ich meinem Körper zur Verfügung stelle und auch darauf, dass ich ihm regelmäßig Bewegung verschaffe. Ich führe ihm jene Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe) zu, welche er auch tatsächlich benötigt. Dafür lasse ich mich regelmäßig austesten und gleiche dadurch treffsicher etwaige Vitalstoffdefizite aus.
War Ihnen in diesem Zusammenhang übrigens bekannt, dass in unseren Breitenkreisen fast zwei Drittel aller Todesfälle eine indirekte oder direkte Folge von Fehlernährung und daraus bedingten Krankheiten ist?
Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung! Hippokrates
Die Zukunft der Medizin
Die Zukunft der Medizin liegt wohl in einer präventionsorientierten Symbiose künstlicher Intelligenz (KI), Datenmedizin (Telemedizin) und moderner Biologie (Systembiologie). Schon heute ist es uns möglich, mittels modernster Technologien diverse Körperwerte- & Funktionen zu überwachen. Blutdruck- & Pulsmessung, Überwachung der Sauerstoffsättigung des Blutes (SpO2-Messung), Schlafüberwachung und Schlaganfallprävention Erkennung von Vorhofflimmern sind längst keine Hexerei mehr. Natürlich lässt sich auch der Kalorienverbrauch ermitteln, das Tracken diverser Sportarten ist sowieso Standard. Selbstverständlich setzt die Verwendung solcher „Helferchen“ ein gewisses Maß an Eigenverantwortung voraus, dafür erspart man sich jedoch vermutlich eine Menge an medizinischen „Scherereien“, lebt vorausschauend gesünder und meiner Meinung nach auch ein ganzes Stück länger als jene bedauernswerten Mitmenschen, die den medizinischen Zug der Zeit verpassen.
Die Zukunft der Medizin ebnet uns also den Weg in ein langes gesundes Leben. Sie ist eine wohldossierte Mischung aus Telemedizin, Eigenverantwortung, Prävention und vielen digitalen Begleitern, welche uns – hoffentlich ohne allzu viel Bevormundung – rechtzeitig warnen, wenn wir mal aus der Norm ausscheren. Im medizinischen Sinn natürlich. :=)