Hätten Sie gewusst, dass Darmbakterien angeblich unseren Appetit beeinflussen können? Und dass man mittels eines Darmbakteriums Diabetes und Übergewicht bekämpfen kann? Schon mal von bakteriengerecht essen gehört? Und davon, dass Darmbakterien unser Gehirn beeinflussen? Trösten Sie sich, ich bis vor kurzem auch noch nicht…
Als ich 2012 mein Essverhalten stark veränderte, verzichtete ich bekanntlich als erste Maßnahme auf jeglichen Weizen- und Zuckerkonsum. In den darauffolgenden Wochen purzelten nicht nur 13 überflüssige Kilos herunter, auch mein Blutzucker dankte es mir gewaltig. Es war der Beginn einer Reise in Richtung Gesundheit und zugleich der Abschied von der Zuckerkrankheit – Diabetes Ade!
Seit Jahren berichte ich den LeserInnen meines Blogs und meiner Bücher voller Begeisterung von meinen Erfahrungen und versuche, so viele Menschen wie möglich zu motivieren, es mir gleich zu machen. Dabei kam jedoch eine Tatsache eindeutig zu kurz, nämlich dass ich auch abseits von Diabetes Typ-2 absolut beschwerdefrei wurde. Das bedeutet, dass ich durch meine Lebensstiladaptierung (Lifestyle Therapie) nie wieder Sodbrennen bekam, keinerlei Müdigkeit mehr nach dem Essen verspürte UND… meine bis dahin wöchentlich vorkommenden Darmkrämpfe ins Nirwana verschwanden! Sie waren einfach weg! Jahrelang litt ich unter Darmbeschwerden, stress- und vor allem ernährungsbedingt. Ich dachte nie darüber nach, warum sie plötzlich verschwanden, war einfach nur glücklich darüber und betrachtete es als eine Art Belohnung für den vollzogenen Lebenswandel.
Nachdem ich mich nun ein wenig durch das Thema Darm durchgearbeitet habe, bin ich nicht nur schwer beeindruckt darüber, welch ungeheuren Einfluss dieser auf unser Wohlbefinden hat, ich verstehe vielmehr plötzlich auch, warum ich in meinem „früheren Leben“ Darmschmerzen hatte, und danach nie wieder.
Wer hätte wohl gedacht, dass wir uns bei der Nahrungswahl danach richten sollten, was unsere Darmbakterien so wollen. Wir sollten Lebensmittel wählen, die unverdaut im Dickdarm ankommen und eine Art Ernährung forcieren, die, wie zum Beispiel Ballaststoffe, gute Bakterien fördern. Ganz im Gegensatz übrigens zu handelsüblichen Brot aus Auszugsmehlen, Nudeln, Pizza & Co., die wohl eher das Gegenteil bewirken. Wenn wir uns jedoch „bakteriengerecht“ ernähren, werden wir belohnt, indem unsere Bakterien Aminosäuren herstellen, die die Blut-Hirnschranke überwinden und im Gehirn zu Dopamin und Serotonin umgewandelt werden. Diese Hormonbotenstoffe machen uns bekanntlich zufrieden und glücklich, abgesehen davon bleiben wir bei dieser Art der Verköstigung auch länger satt. Doch Vorsicht, das Pendel schlägt auch in die andere Richtung aus, denn das Risiko an einer Depression zu erkranken, steigt offenbar mit der Zufuhr an industriell verarbeiteter Nahrung.
:idea: Vereinfacht ausgedrückt kann man also durchaus behaupten, dass Ernährung unsere Stimmung beeinflusst und sogar Charaktereigenschaften ihren Ursprung im Darm finden. Darm und Psyche liegen eben nah beieinander und unsere Darmbakterien dürften dabei die tragende Rolle spielen.
Der Darm und Diabetes
Doch was hat es nun auf sich mit dem Bakterium, das angeblich sowohl Übergewicht wie auch Diabetes bekämpfen kann? Wie man im Zuge einer Studie* herausfand, befreit ein Darmbakterium namens „Akkermansia muciniphila“ Mäuse vom Übergewicht und bewirkt gleichzeitig eine Verbesserung der Stoffwechselstörung, die zu Diabetes Typ-2 führt.
Das Bakterium stabilisiert die sogenannte Mukusschicht im Darm (Mukus = Schleim) und dürfte auf diese Art den Nüchternblutzuckerspiegel senken, sowie die Insulinresistenz verbessern.
Da das bewusste Darmbakterium nicht nur bei Mäusen, sondern auch im menschlichen Darm vorkommt, haben die Forscher berechtigte Hoffnung, dass die Erfolge auch auf den Menschen übertragbar sind. Um die dafür erforderliche Konzentration des Darmbakteriums zu steigern, bedarf es zum Beispiel einer erhöhten Zufuhr von Präbiotika wie Oligofructose.
*Quelle: http://www.pnas.org/content/110/22/9066.full.pdf
Oligofructose (nicht zu verwechseln mit Fructose) ist ein Ballaststoff, der im Dickdarm bestimmten Bakterienstämmen als Nährstoff dient und dort die Zusammensetzung der Bakterien-Flora positiv verändert. Zudem fördert das Präbiotikum die Verdauung, senkt den pH-Wert im Darm und unterstützt die Entgiftung der Darmzellen.
Ogliofructose hat in etwa 30-50% Süßkraft von Zucker und wird deshalb gerne, wie auch der Ballaststoff Inulin, als Zuckeraustauschstoff verwendet. Da beide zu den sogenannten nichtverdaulichen Kohlenhydraten zählen, ziehen sie eine bedeutend geringere Blutzucker- und Insulinreaktion nach sich, als es zuckerhaltige Nahrungsmittel tun.