Sie haben doch sicherlich auch schon mal von Ihrem Arzt folgende Frage gestellt bekommen: „Gibt es Verwandte, die auch Diabetes haben, vielleicht ist sogar ein Elternteil betroffen?“ Ihr Arzt möchte mit dieser Frage das „genetische Risiko“ abschätzen, nach dem Sie sozusagen auch gefährdet waren/sind, Diabetes zu bekommen. Und Ihnen vielleicht damit auch irgendwie suggerieren, dass Sie durch eine etwaig genetische Vorbelastung ja kaum was dafür können/konnten, DiabetikerIn geworden zu sein.
Dazu einmal in aller Klarheit: Diabetes ist nicht vererbbar! Lediglich das Risiko, es zu bekommen, das ist höher. Bei einer Verwandtschaft 1. Grades beträgt das Risiko in etwa 30% – das RISIKO – nicht, dass es tatsächlich ausbricht. Denn das entscheiden SIE! Nämlich durch Ihre Lebensweise – diese beeinflusst die Tatsache, ob Diabetes Typ 2 bei Ihnen ausbricht – oder auch nicht – ganz gewaltig! Und diese Tatsache wird oft verschwiegen. Man nimmt Ihnen geradezu die Verantwortung, indem man Ihnen sagt, dass Sie ja durch Ihre genetische Vorbelastung förmlich schuldlos am Ausbruch der Krankheit sind. Gleichzeitig nimmt man Ihnen jedoch damit auch die Möglichkeit, Ihren Diabetes selbst zu bezwingen.
Wussten Sie, dass nach Ende des 2. Weltkriegs in Deutschland kaum Diabetiker Typ 2 zu finden waren? Schon eigenartig, denn die Genetik gab es wohl damals auch bereits, und damit auch das so gern zitierte genetische Risiko. Woran lag es dann, dass Diabetes erst viel später zur regelrechten Pandemie wurde? Ganz einfach: An der Lebensweise! Damals mussten sich die Menschen mehr bewegen, um an Ihr Essen zu kommen. Fast Food und Zuckerüberschuss gab es auch keinen, und somit waren die beiden Hauptrisikofaktoren (mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung) eliminiert – sie existierten einfach nicht!
Und nun zum eigentliche Titel dieses Blogartikels – zur geschichtlichen Entwicklung von Diabetes:
ca. 1550 vor Christus
In sehr alten ägyptischen Texten werden Rezepte für Diätmaßnahmen gefunden, die angeblich den „Überfluss an Harn“ beeinflussen sollten. Ob das ein Hinweis auf mögliche diabetische Erkrankungen darstellen soll, ist unter den Historikern umstritten.
2. Jahrhundert nach Christus
Der griechische Arzt Aretaios von Kappadokien nennt als Erster die von ihm so diagnostizierte „Erkrankung des Magens“ DIABETES. Das Wort bedeutet „entleeren“ oder „hindurchlaufen“. Der Begriff Diabetes mellitus bedeutet so viel wie „honigsüßer Durchfluss“ – oder „durchfließen, mit Honig gesüßt“.
16. Jahrhundert
Der Arzt Paracelsus stellt neue Theorien über die Ursache von Diabetes auf. Er vertritt die Meinung, dass die Blutzusammensetzung bei Diabetikern verändert ist.
1685
In der Schweiz definiert der Arzt Johann Conrad Brunner die Zusammenhänge von Diabetes und Bauchspeicheldrüse.
1780
Der englische Arzt Francis Home entwickelt eine Methode zum Nachweis von Zucker im Urin. Durch den Zusatz von Hefe wird der im Urin von Diabetikern enthaltene Zucker zum Gären gebracht. So stellte der Engländer nach beendeter Gärung fest, dass der süße Geschmack des Urins gänzlich verschwunden war.
1893
In diesem Jahr wurde der Nachweis des Zusammenhangs zwischen Diabetes und der insulinproduzierenden Bauchspeicheldrüse an Hunden erbracht
1910
Erstmals versuchen deutsche Forscher, künstliches Insulin zu produzieren.
1921
Charles Herbert Best & Frederick Grant Bantling isolieren aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden eine Substanz, die sie diabetischen Hunden spritzen und auf diese Weise deren Blutzuckerwerte senken. Kurz darauf wurde das Experiment auch an Menschen angewandt. Man dachte damals schon, so den Kampf gegen Diabetes gewonnen zu haben.
1943
Ein holländischer Internist namens Willem Joan Kolff entwickelte eine Dialysemaschine für nierenkranke Patienten.
1950
Mithilfe einer künstlichen Niere führte man die erste erfolgreiche Dialyse an Menschen durch.
1955
Nach jahrelanger Forschungsarbeit erklärte der Engländer Frederick Sanger den chemischen Aufbau von Insulin. So wurde es nun möglich, Insulin künstlich herzustellen.
1974
Es erfolgte die Klassifizierung in 2 Typen von Diabetes, nämlich in „jugendlicher Diabetes“ (Typ 1) und „Altersdiabetes“ (Typ 2).
1976
Erstmalige Gewinnung von ca. 400mg reinem Humaninsulin
1979
Entdeckung der Struktur eines Humaninsulinmoleküls & biosynthetische Herstellung des Humaninsulins in den Staaten.
1981
Zur Diabetestherapie steht erstmals Rinderinsulin zur Verfügung, kurz danach auch Schweineinsulin.
1982
Humaninsulin tritt einen weltweiten Siegeszug an, es erreichte eindeutig die beste Verträglichkeit.
1984
Mit einer „24 Stunden Wirkung“ wird in der Pumpentherapie die kleinste Insulinpumpe der Welt eingeführt, und setzt dadurch völlig neue Maßstäbe.
1990
Unmittelbar nach Inkrafttreten des Gentechnikgesetzes wurde damit begonnen, biosynthetisches Humaninsulin zu entwickeln.
Ende der 90-iger Jahre
Verfügbarkeit von komplett gentechnisch gewonnenem Kunstinsulin
2003
Bereits 8 Prozent der deutschen Kinder sind fettsüchtig. Mehr als 20 Prozent der deutschen Kinder sind dauerhaft übergewichtig. Über 30 Prozent der deutschen Jugendlichen sind dauerhaft übergewichtig. Nur ein Drittel (!!!) der männlichen Bevölkerung Deutschlands kann derzeit als normalgewichtig bezeichnet werden. Bei den Frauen ist es etwas weniger als die Hälfte.
Entwicklung von Diabetes
1985
– weltweit: 30 Millionen Diabeteskranke
2003
– weltweit: 194 Millionen Diabeteskranke – Deutschland: 5,1 Mio. (Dunkelziffer geschätzt: 8 Mio.)
2013 (Alter zwischen 20 und 79 Jahre)
– Deutschland: 7,6 Millionen (Dunkelziffer geschätzt: über 10 Mio) – Österreich: 590.000 (Dunkelziffer weitaus höher)
2030
– weltweit: 439 Mio. (geschätzt)