Am 14. September 2015 war ich zu einem sogenannten „Blogger Meetup“ in Stockholm eingeladen, bei dem sich Diabetes Blogger aus verschiedenen Ländern zum Kennenlernen und Austausch trafen.
Im Zuge des Treffens waren auch einige Vorträge von Ärzten und verschiedenen Vertretern des Pharmaunternehmens Roche´ zu hören. Im Rahmen der Veranstaltung wurden neue, innovative Produkte vorgestellt.
Da vorwiegend Diabetiker Typ-1 zu solchen Treffen erscheinen, waren auch die Vorträge primär an diese Zielgruppe gerichtet. Doch eine Produktpräsentation hat meine volle Aufmerksamkeit erregt und war einer der Hauptgründe, warum ich die Reise antrat…
Unter dem spannenden Namen „GoCarb – The next generation of carb counting starts now“ hörten wir einen interessanten Vortrag über eine neue App, die angeblich den Kohlenhydratanteil verschiedener Speisen, angerichtet auf schmucken weißen Tellern, errechnen könne. Bei der anschließenden Vorführung unter dem nicht weniger vielversprechenden Titel „GoCarb – The real-life experience Interactive session“ durften wir uns dann persönlich von der Praxistauglichkeit der Wunder-App überzeugen.
Ich muss zugeben, ich war schon während des Vortrages etwas skeptisch, die Dame von der Universität in Bern wirkte auch sehr nervös. Ganz offensichtlich war sie selbst noch nicht wirklich überzeugt davon, ob das „Ding“ denn so tun wird, wie sie es gerne hätte. Zu ihrer Ehrenrettung sollte ich erwähnen, dass es sich beim Vorführgerät (der App am Smartphone) um einen Prototypen handelte, dessen Entwicklung bis zum derzeitigen Stand jedoch immerhin mit € 1 Mio gefördert war!
Nun, ich will niemanden auf die lange Folter spannen:
Bei der Vorführung ergatterte ich einen Platz in der 1. Reihe und durfte im Zuge der Life-Performance mittels „Kohlenhydrat-App“ erfahren, dass das am Teller sehr adrett angerichtete Menü – bestehend aus paniertem Fleisch, Salat und einer Portion Reis – einen Kohlenhydratanteil von 13 g hätte. In feinstem Oxford English konnte ich mir ein „no – never ever“ nicht verkneifen und die anwesenden, ebenfalls sehr kohlenhydratfachkundigen BloggerkollegInnen nickten eifrig dazu. Auf die Frage des den Test durchführenden Herren, wie denn meine Einschätzung wäre, antwortete ich mit „mindestens 30 g bis 40 g“, und hatte damit eher konservativ geschätzt. Die App lag also völlig daneben. Und dass, obwohl das Bild dieses Gerichts sicherlich schon in der Datenbank eingespeichert war und in der Praxis die Speisen ganz bestimmt nicht so fein ordentlich am Teller drapiert werden!
Fakt ist: Diese App ist eine nette Idee, hat jedoch noch viel Entwicklungsarbeit vor sich und ich bezweifle offen gesagt, ob sie jemals flächendeckend zur Anwendung kommen wird. Zu viele nicht einschätzbare Faktoren, und wenn man als Anwender/Gast nach dem Fotografieren mittels Smartphone dann noch eine halbe Ewigkeit benötigt, um fehlende Daten manuell zu ergänzen, verliert die Sache auch ihren Reiz.
Der Vorführraum war dunkel, trotzdem habe ich ein paar Fotos von der Vorführung gemacht, die ich diesem Blogartikel beifüge.
Für mich persönlich war die Reise trotzdem ein voller Erfolg, denn sowohl die Schweden wie auch die BloggerkollegInnen sind reizende Menschen und ich hatte viel Spaß an diesen beiden Tagen.